Fränkische Nachrichten, 19.04.2014

Ein sehr beeindruckendes Debüt

Chor Cappella Nova: Konzert mit Dvoraks Messe in D-Dur
Erstmals unter Leitung von Walter Johannes Beck

Bad Mergentheim. Mehrminütiger, herzlicher Applaus in der gut besuchten Schlosskirche als verdiente Anerkennung einer kraftvollen und strahlkräftigen, engagierten und stimmlich präsenten Aufführung von Dvoraks D-Dur Messe - es war ein beeindruckendes Debüt, mit dem sich der Chor Cappella Nova unter seinem neuen Leiter Walter Johannes Beck der musikinteressierten Öffentlichkeit präsentierte.

Im Januar diesen Jahres hatte er den Stab von seinem Vorgänger Erhard Rommel übernommen, der den gemischten Chor 2001 ins Leben gerufen hatte. Sein Nachfolger, der 1959 geborene, in Schwäbisch Gmünd als Lehrer arbeitende gelernte Schulmusiker und vielseitig tätige Chor- und Orchesterleiter Beck - er gab unter anderem auch schon Gastspiele in Japan - ist auch in Mergentheim seit langem kein Unbekannter mehr: So hat er mit seinem eigenen Kammerchor "collegium vocale Schwäbisch Gmünd" vor etwas über zwei Jahren gemeinsam mit Erhard Rommel das denkwürdige "Missa solemnis"-Projekt als Abschluss des Mergentheimer Beethovenjahres 2011 erfolgreich durchgeführt.

Schlicht-religiöse Bekenntniswerk

Antonin Dvoraks (1841-1904) 1887 uraufgeführte Messe in D-Dur, die hier im Mittelpunkt stand, ist natürlich nach Umfang und Anspruch von wesentlich geringerem Kaliber: Das schlicht-religiöse Bekenntniswerk eines in der heimatlichen Volksmusik verwurzelten Komponisten, der sie nach eigener Aussage im Geist von "Glaube, Hoffnung und Liebe zu Gott" geschaffen hatte.

In ihren sechs liturgischen Teilen, von denen das "Credo" den inhaltlichen und musikalischen Schwerpunkt setzt, stellt sie nicht nur die Vertonung überkommener liturgischer Texte sondern auch die Umsetzung persönlicher Empfindungen, wenn man so will der "religiösen Gefühle" ihres Schöpfers dar, Kategorien, die heute wohl eher gering geschätzt werden, damals in der ausgehenden Epoche der Romantik jedoch als ein mitentscheidendes Kriterium in der Sakralmusik angesehen wurden.

Sie bilden auch die zusammenfassende Klammer in diesem formal aus unterschiedlichen Elementen zusammengesetzten Werk, in denen einfache und eingängige, von der Volksmusik herkommende Melodik und raffinierte, farbige Harmonik sich mit Übernahmen aus barocker Tradition - zum Beispiel fugato-Teile am Ende des "Gloria" und des "Credo" - ganz gut zusammenfinden.

Die innige und eher nach innen gekehrte, lyrisch-meditative Haltung und die klangmalerischen Wirkungen als vorherrschende Charakteristika dieser Komposition spiegelte sich auch in der Interpretation des Cappella Nova-Chores, der wie in der Urfassung von Dvoraks Messe hier nur von einer Orgel begleitet wurde, deren Part in gewohnt zuverlässiger Weise Kantor Hans-Ulrich Nerger übernommen hatte.

Präzise, präsent und engagiert

Das Hauptgewicht lag also bei den fast 50, im vorderen Bereich des Altarraums (der hintere war durch eine Stellwand abgetrennt) postierten Sängerinnen und Sängern, die unter der Leitung von Walter Johannes Beck sehr präzise, präsent und engagiert zu Werke gingen: Mit weitem Atem etwa im einleitenden emotionalen Kyrie, strahlend und temperamentvoll im raschen Eingangssatz des Gloria, sorgsam charakterisierend in den Teilen des Credo und mit fast schon mystischer Klangqualität im auf- und abschwellenden Benedictus, das schließlich in ein jubilierendes "Osanna" mündet.

Insgesamt vier Gesangssolisten in wechselnden Funktionen und Konstellationen verliehen dieser Messe-Aufführung individuellen Glanz, wobei Tillmann Klenk mit einer jugendlich schlanken, leichten Tenorstimme aufwartete, Georg Barthl (Bariton) seiner Bass-Partie noble Gravität verlieh, Inge Bidlingmaier (Sopran) mit stimmlichen Volumen und Durchsetzungskraft imponierte und Altistin Anne Greiling, die kurzfristig für ihre ursprünglich angekündigte Kollegin Susanne Lahres eingesprungen war, ihre Partie besonders im Credo mit Autorität und expressiver Klangschönheit meisterte.

Last but not least wurde das Programm des Konzerts in der Schlosskirche durch zwei Werke für Chor bzw. Orgel solo ergänzt: Joseph Haydns geistliche Motette "Insanae et vanae curae", in ihrer wechselnden, dramatischen Beleuchtung farblich und dynamisch eindrucksvoll präsentiert, und Mozarts eigentlich für einen Musikautomaten komponierte dreiteilige f-moll Fantasie KV 594, deren kontrastierende Stimmungen und Ausdruckstiefe von Organist Hans-Ulrich Nerger plastisch lebendig herausgearbeitet wurden.

Thomas Hess

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